Pierre Guillaumes „Le Chant des Sirènes“, das zweite Werk in der Reihe 27 Mineral, ist ein zarter, milder mineralischer Duft, der sich jedoch völlig vom mineralisch-animalischen Akkord von Limanakia unterscheidet.
Die Sirenen symbolisieren die Dualität des menschlichen Lebens, das sich in das körperliche und spirituelle Sein aufteilt. Sie sind mythologische Wesen, die entweder aus dem Fluch der Hera oder dem Zorn der Aphrodite entstanden sind. Traditionell gelten sie als schreckliche Verführerinnen, deren Gesang so bezaubernd ist, dass er die Männer, die ihn hören, ins Verderben führt. Der Sirenengesang ist somit ein hervorragendes Thema, um die Reihe 27 der mineralischen Düfte wieder aufzugreifen.
Le Chant des Sirènes verfolgt eine neue Perspektive innerhalb des maritimen Themas. Mit seinen seidigen, balsamischen Noten experimentiert er mit einem zarten maritimen bzw. aquatischen Akkord. Der Auftakt ist aromatisch und fruchtig, mit Rosenholzblättern und den Apfel-Zitrus-Ananas-Noten der Sternfrucht. Eine runde, balsamische Herznote, dominiert von Mandelholz und Opopanax, entwickelt sich wie ein Trompe-l'Œil zu einer holzig-salzigen Basis aus Sandelholz und Meerfenchel. Dieser Duft zeigt sich wie eine aufsteigende pflanzliche Welle, wie ein Gesang auf der Wasseroberfläche. Eine fruchtige Facette setzt sanft ein, dabei ist sie leicht krautig. Getragen von der sanften Bitterkeit eines Mandelholz-Akkords, durchdringt Meeresfenchel, der an die Gischt wilder Küsten erinnert, das Sandelholz. Unter der Spannung dieses pflanzlichen und salzigen Noten präsentiert sich dieses eigentlich milchige Holz nun geradlinig, lebendig und subtil animalisch.
Le Chant des Sirènes: die Beschwörung eines fantastischen und romantischen Meeresuniversums. Die Vorstellung von Versuchung, von Versprechen, die zu schön sind, um wahr zu sein, werden infrage stellt … Mit einem Augenzwinkern hinterfragt sich damit auch der Parfümeur und seinen Beruf in der heutigen Zeit.