Aus dem Tagebuch von Jean Poivre, 8. Juli 1793
Nach einer langen Wanderung verbrachte ich den Nachmittag mit dem Mönch Immanuel im Garten des imposanten Klosters auf der Île Saint-Honorat. Er ist ein Suchender – wie ich. Das Wissen, das er auf seinen vielen Reisen angesammelt hat, ist eine Inspiration für mich. Wir saßen unter einem jahrhundertealten Olivenbaum, der uns vor der gleißenden Sonne schützte und willkommenen Schatten spendete. Eine sanfte, warme Brise trug den Duft saftiger, reifer Früchte und harzigen Holzes in meine Nase. Auf dem Tisch stand ein Krug, aus dem das intensive, pfeffrig-würzige Aroma des Kräuterweins strömte, für den das Kloster weithin bekannt war. Zwar war das Kloster nicht mehr im Besitz der Kirche, doch Immanuel hegte den Kräutergarten mit großer Leidenschaft aufgrund der mannigfaltigen Heilkräfte, die diesen Pflanzen innewohnt. Süß und würzig zugleich. Das wäre das Parfum, das ich meinem Freund widmen würde.
Wir schlendern durch den Garten eines Sommerhauses in der Provence. An einem langen Tisch unter alten, knorrigen Olivenbäumen hat sich die Familie zum Essen versammelt. Die Stimmung ist ausgelassen. Kinder tollen im Garten, die Erwachsenen unterhalten sich angeregt. Fröhlichkeit liegt in der Luft. Du genießt die Unbeschwertheit des Sommers.
Auf dem Tisch steht Großmutters berühmte Tarte. Noch ofenwarm verströmt sie ein unwiderstehliches Aroma. Es duftet intensiv nach köstlichen Gewürzen wie Safran, Kardamom und Zimt. Unter die Süße saftiger Früchte mischen sich zarte Noten von Rose und Iris. Zedernholz und Sandelholz, getragen von einem warmen Fundament aus Vanille, Tonkabohne und Moschus, vollenden dieses üppige Bouquet orientalischer Sinnlichkeit. Du wünschst Dir, dass dieser Sommer niemals endet.
